Bauprojekt der Gemeinde Jagstzell: Optimales Teamwork, effiziente Abläufe, effektive Förderung
Ob Neubau, Umbau oder Sanierung von Gebäuden, kommunale Bauvorhaben zu planen und zu realisieren war selten so komplex wie heute. Die Anforderungen an das Baumanagement sind hoch, nicht zuletzt, wenn es um eine passende Förderung und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben geht. Einen entscheidenden Vorteil hat, wer auf eine dialogorientierte Zusammenarbeit der Projektbeteiligten zurückgreifen kann.
Vor einem herausfordernden Bauprojekt steht derzeit auch die Gemeindeverwaltung in Jagstzell: Hier plant man, Flächen im Bereich der alten Bahnrampe für den Bau von Wohnhäusern und/oder kleinen Gewerbeeinheiten zu erschließen. Für die erforderliche Erschließungsstraße muss jedoch ein altes Lagergebäude des örtlichen Sportvereins weichen. Um dieses zu ersetzen, entschlossen sich Gemeindeverwaltung und Vereinsleitung zunächst zum Bau eines neuen Lagers auf der Ostseite des Vereinsheims. Darüber hinaus wurde das Vorhaben genutzt, die bestehende Küche des Vereinsgebäudes um einen kleinen Anbau zu erweitern und den benachbarten Gesundheits- und Mehrgenerationenspielplatz durch einen neuen, barrierefreien WC-Container aufzuwerten.
Li.: Küchenanbau an das bestehende Vereinsheim, re.: Neu erbautes Lager mit barrierefreiem WC-Container auf der Südseite des Gebäudes (Bildquelle: Architektur+Ingenieurbüro Schwörer)
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Zur Umsetzung dieses ersten Bauabschnitts suchte die Gemeinde Jagstzell nach einem externen Planungsbüro. Dieses sollte zunächst die Ausführungsplanung übernehmen und bei der Vergabe der Handwerkerleistungen mitwirken, wozu im Vorfeld der vorliegende Entwurf überarbeitet und eine neue Kostenberechnung erstellt werden musste. Nachdem alle Gewerke erfolgreich vergeben waren, wurde zusätzlich die Objektüberwachung in Auftrag gegeben. Ziel dabei war es, die personellen Ressourcen der Gemeinde etwa beim Stellen von Förderanträgen zu entlasten sowie eine richtlinienkonforme Vergabe sicherzustellen. Darüber hinaus sollte die Bauphase durch eine schnittstellenübergreifende Zusammenarbeit der Gewerke möglichst zeit- und kosteneffizient gestaltet werden. Bei ihrem Vorhaben setzte die Gemeinde Jagstzell auf das Architektur+Ingenieurbüro Evelyn und Roman Schwörer..
Förderung kommunaler Projekte durch LEADER
So konnte auch in Sachen Förderung des Vorhabens mit LEADER schnell das passende Programm gefunden und beantragt werden. LEADER ist die Abkürzung für Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale. Das Kürzel steht für ein Regionalentwicklungsprogramm, welches Projekte und Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft im Fokus hat. Finanziert wird das Förderprogramm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums, kurz ELER. Das in Baden-Württemberg daraus abgeleitete Förderprogramm ELR ist das vor allem in den Landkreisen (z. B. Ostalbkreis) dominierende Programm, wenn es um die Entwicklung von Bauvorhaben im ländlichen Raum geht. Erklärtes Ziel ist es, ländliche Räume zukunftsfähig zu gestalten, um damit ihre Innovations- und Wirtschaftskraft zu stärken.
Das Besondere am LEADER-Förderprogramm ist der sogenannte „Bottom-Up-Ansatz“, bei dem Entscheidungsbefugnisse von der Verwaltungs- auf die lokale Ebene übertragen werden. So bestimmen die Menschen vor Ort – innerhalb einer ausgewiesenen Aktionsgruppe – selbst über die Entwicklungsstrategie ihrer Region und die zu fördernden Projekte. Eine LEADER-Aktionsgruppe, kurz LAG, setzt sich aus Interessenvertretern verschiedener Bereiche zusammen. Diese stammen etwa aus der Bürgerschaft, der Verwaltung, der örtlichen Wirtschaft und der regionalen Politik.
Über LEADER gefördert werden können Kommunen und Vereine aber auch Privatpersonen und kleine Unternehmen. Voraussetzung ist, dass sich das Projekt innerhalb der sogenannten Förderkulisse Baden-Württemberg befindet. Überdies sollte es den Zielen und Handlungsfeldern der lokalen Aktionsgruppe entsprechen. Die Obergrenze der förderfähigen Kosten liegt bei 600.000 €, die Fördersätze werden von der jeweiligen Aktionsgruppe festgelegt.
Beim Bauprojekt der Gemeinde Jagstzell gingen die Förderanträge an die LEADER-Aktionsgruppe Jagstregion, deren Förderschwerpunkte in den Bereichen „Zukunftsfähige Kommune“, „Nachhaltiges Wirtschaften“ und „Aktive Bürgerschaft“ liegen. In dieser Region blickt man bereits auf eine Vielzahl an gelungenen Förderprojekten zurück, wie zum Beispiel die Umnutzung einer leerstehenden Grundschule zum Gesundheits- und Gemeinschaftsraum, die barrierefreie Erschließung öffentlicher Gebäude und die Existenzerweiterung verschiedener Kleinstbetriebe.
Abbildung der Bauabwicklung über Vordrucke
Neben der Fördermittel-Beratung stand unter anderem auch die richtlinienkonforme Vergabe der Bauleistungen im Fokus der Zusammenarbeit der Gemeinde Jagstzell und dem Architektur+Ingenieurbüro Schwörer. Gerade diese Aufgabe gestaltet sich bei kommunalen Projekten als besonders herausfordernd und zeitaufwendig, gilt es doch, eine öffentliche Ausschreibung zu stemmen und dabei eine Vielzahl verschiedener Regeln und Vorschriften einzuhalten. Hierzu zählen etwa die detailgetreue Durchführung eines formalisierten Verfahrens, die Gleichbehandlung aller an der Ausschreibung teilnehmenden Betriebe, aber auch das Nachverhandlungsverbot. Hintergrund hierfür ist, dass Güter und Dienstleistungen wettbewerbsorientiert und wirtschaftlich eingekauft werden sollen, um eine Marktbeherrschung durch einzelne Unternehmen zu verhindern und Steuergelder möglichst effizient zu nutzen.
Demnach ist zur Einhaltung der Vorschriften des Vergaberechts die gesamte Bauabwicklung über zahlreiche Formulare abzubilden, den sogenannten KEV-Blättern. KEV ist eine Abkürzung für Kommunale Einheitliche Vordrucke. Diese reichen von der Vorbereitung und öffentlichen Bekanntmachung der Vergabe über den Eröffnungstermin bis hin zur Auftragserteilung und Auftragsausführung und sind im kommunalen Vergabehandbuch für Bauleistungen, dem KVHB-Bau, zusammengefasst.
Bei der Abwicklung des Bauvorhabens Jagstzell zeigte sich im Besonderen, dass eine Zweiteilung des Projekts erforderlich war: So mussten Lagerneubau und WC-Container als ein Projektbaustein, sowie der Küchenanbau als ein weiterer Baustein getrennt voneinander behandelt und abgerechnet werden. Darüber hinaus waren, trotz des vergleichsweise geringen Bauvolumens, fast alle am Bau vorkommenden Gewerke einschließlich der Außenanlagen beteiligt.
Effiziente Arbeitsprozesse und effektive Finanzspritze
In Summe hat sich für die Gemeinde Jagstzell beim Bauprojekt in der Jagstaue die Zusammenarbeit mit einem externen Planungsbüro bezahlt gemacht. Nach Auftragserteilung im September 2022 und gerade mal knapp anderthalb Jahren Planungs- und Bauzeit konnte im Januar 2024 der Küchenanbau in Betrieb genommen werden. Die Einweihung des Gesamtobjekts wurde anschließend im Mai gefeiert. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem schnittstellenübergreifenden, dialogorientierten und konstruktiven Teamwork aller Projektbeteiligten, gemeinsam nach machbaren und optimalen Lösungen zu suchen. Eine bedeutende Rolle spielte hierbei das Büro Schwörer, welches nicht nur für die Ausführungsplanung verantwortlich zeichnet, sondern auch die Vergabe der Handwerkerleistungen und die Durchführung der Baumaßnahmen vor Ort federführend begleitete. Darüber hinaus konnte die LEADER-Aktionsgruppe Jagstregion vom Projekt überzeugt werden: Bewilligt wurde ein Förderzuschuss von insgesamt 150.000 €, der die Gesamtkosten zu etwa 30 Prozent abdeckte.
Gerade die schnittstellenübergreifende, dialogorientierte Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten während der Umsetzung von Bauvorhaben bietet eine Reihe signifikanter Vorteile: So werden eine umfassende Information, Kommunikation und Mitwirkung möglich und die Anliegen aller Beteiligten berücksichtigt. Probleme und Mängel lassen sich bereits frühzeitig erkennen und vorbeugen. Das sorgt nicht nur für Transparenz und Sicherheit während des gesamten Bauprozesses, sondern hilft auch dabei, Zeit- und Kostenüberschreitungen zu vermeiden. Im Gesamtkontext trägt all dies dazu bei, der hohen Komplexität von Bauprojekten gerecht zu werden und ein optimales Ergebnis zu erzielen.
„Herausragend war für uns beide vor allem die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Sportverein Jagstzell,“ sind sich Evelyn und Roman Schwörer vom gleichnamigen Architektur-Ingenieurbüro einig. „Diese war sehr angenehm und konstruktiv, selbst auf der Baustelle bei laufendem Sport- und Vereinsbetrieb. Da die Arbeit für Kommunen und Vereine dem Gemeinwohl zugutekommen, machen uns gerade solche Projekte besonders große Freude.“